Gespräch mit Martin Tauss
Die Hurrikans “Harvey” und “Irma” haben in Texas und Florida verheerende Schäden angerichtet. Scott Pruitt, Chef der US-Umweltbehörde (EPA) im Kabinett von Donald Trump, meinte, es sei unangemessen und “unsensibel” gegenüber den Betroffenen, jetzt über die Ursachen der Stürme zu diskutieren. Andere US-Politiker hingegen fordern gerade “Wann wenn nicht jetzt?” Auch Papst Franziskus hat sich angesichts der Sturmschäden zu Wort gemeldet und verantwortliches Handeln in Bezug auf den Klimaschutz eingemahnt. Die FURCHE hat hierzu den aus Österreich stammenden, an der Harvard Universität tätigen Ökonomen Gernot Wagner in den USA zum Telefoninterview erreicht.
Die Furche: Viele Wissenschafter gehen davon aus, dass „Harvey“ und „Irma“ aufgrund der Erderwärmung verschlimmert wurden. Teilen Sie diese Ansicht?
Gernot Wagner: Ja. Man kann das vergleichen mit dem gedopten Lance Armstrong und seinen sieben Tour-de-France-Gewinnen. Radeln hat er schon noch müssen, aber natürlich hat das Doping zum Sieg verholfen. Analog dazu werden die Hurrikans durch die Erderwärmung tatsächlich intensiver, bedingt durch die zusätzliche Energie in der Atmosphäre und die höheren Meerestemperaturen, die wir derzeit vor der Küste Floridas und im Golf von Mexiko beobachten. Auch wenn ein Taifun die Philippinen trifft, handelt es sich um dasselbe Phänomen: Wenn die Temperatur des Meeres im Schnitt um 0,5 bis zwei Grad wärmer ist, wächst die Kraft der Stürme. Das heißt freilich nicht, dass es sie ohne Klimawandel nicht auch schon gegeben hätte.
Weiter lesen in: Die Furche, 14. September 2017.