Der Standard: "Trump geht es um "Zerstörung von Harvard", warnt Klimaökonom in "ZiB 2"

von Harald Fidler

 

Donald Trump geht es nicht um Antisemitismus an US-Universitäten, stellt der aus Österreich stammende Klimaökonom Gernot Wagner in der ZiB 2 am Freitagabend klar. "Es geht auf der anderen Seite um nichts anderes als die Zerstörung von Harvard" und anderen Universitäten, erklärt der aus New York zugeschaltete Austro-Amerikaner ZiB-2 Anchor Stefan Lenglinger.

"Weiß zu viel über deutsche Geschichte"

Wagner hat in Harvard studiert und gelehrt, nun lehrt er an der Columbia University in New York. "Harvard hat in vielerlei Hinsicht richtig reagiert und sich von Anfang an quergelegt", stellt er gleich klar: "Meine Uni, Columbia, hat das nicht gemacht." Columbia ist auf Forderungen der Trump-Regierung eingegangen, fasst Lenglinger zusammen. Sie hat Proteste eingeschränkt, Studierende suspendiert, Studienpläne überarbeitet. Warum ist Wagner überzeugt, dass die Strategie Harvards die klügere ist?

"Weil ich zu viel über deutsche Geschichte weiß", blickt Wagner fast ein Jahrhundert zurück. Natürlich könne man verhandeln, wenn es um ein Verhandlungsziel gehe, argumentiert der Wissenschafter. In diesem Fall aber gehe es um die Zerstörung von Harvard. Wie könne man da verhandeln?

Was würde eine Umsetzung von Trumps Forderungen bedeuten? Reichtum und Macht der USA gründeten auf Investments in Innovation, Technologie, Forschung. Dafür müsse man "international die Besten" ins Land holen. Und das erfordere Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit, sagt Wagner.

"Leider nicht"

US-Heimatschutzministerin Kristi Noem hat Donnerstag bekannt gegeben, dass die US-Regierung Harvard die Aufnahme von internationalen Studierenden untersagen will. Milliarden an Förderungen wurden eingefroren.

Wie berechtigt ist der Vorwurf, dass sich US-Universitäten zu sehr nach Linksaußen entwickelt hätten, fragt Lenglinger: "Leider nicht", antwortet Wagner, und er betont das leider noch einmal. Natürlich gebe es viele "tragische Einzelbeispiele". Harvard selbst habe antisemitische und antimuslimische Aktivitäten auf dem Campus untersucht. Da brauche es einen "rationalen rechtsstaatlichen Prozess" und "offene Diskussionen".

Doch Trump gehe es hier "nicht um Antisemitismus in diesem Fall". Es gehe um die Ablehnung liberaler Wissenschaft, weil Menschen mit dieser Ausbildung nicht in Trumps politische Richtung tendierten, argumentiert Wagner.

"Das Gefährlichste ist Radfahren in New York"

Überlegt der Amstettner mit Doppelstaatsbürgerschaft selbst, ob er in den USA nicht mehr frei forschen könne und das Land verlassen müsse? "In Amerika gibt es viel zu tun in der Klimapolitik", sagt Wagner: "Den Problemen den Rücken zuzuwenden" für ein "besseres Leben in Österreich", kommt für ihn nicht infrage. "So lange die persönliche Sicherheit nicht gefährdet ist", will er bleiben: "Das Gefährlichste, was ich tue, ist in New York Rad zu fahren und nicht, über Klima zu sprechen." (Harald Fidler, 24.5.2025)

ORF ZiB 2 Studiogespräch: "Klimaökonom Gernot Wagner zu Trumps Vorgehen gegen Harvard"

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