Börsianer: "Klimakrise? Texas macht mir Hoffnung"
Gespräch mit Daniel Nutz

Was uns die Erderwärmung kostet, warum Europa und Texas Hoffnungen nähren und wie wir die Antworten in einer heißer werdenden Welt lauten, haben wir den Klimaökonomen Gernot Wagner gefragt.
In den USA regieren jetzt Klimawandelleugner. Auch Europa hat den Drive beim Klimaschutz verloren. Was macht Ihnen Hoffnung? – Gernot Wagner: Tatsächlich Europa. Und auch Texas!
Erklären Sie das! – Erst letzte Woche war ich bei Tata Steel. Der größte Klimaverschmutzer der Niederlande sagt, man habe einen Plan, bis [2032] den ersten Hochofen umzustellen und bis 2040 CO2-neutral zu sein. So einen Plan haben viele europäische Unternehmen. Europa setzt das sehr effizient um.
Die EU-Kommission ist aber dabei, einige Beschlüsee des Green Deals wieder aufzumachen. Das ist doch schlecht für den Klimaschutz – Die EU reduziert das Tempo. Dass KMUs jetzt nicht oder [erst] später berichten müssen, klingt wie ein großer Rückschritt. In Sachen CO2-Emissionen sind aber noch immer 90 Prozent mit einbezogen. Ich finde, Europa macht das gut.
Das ist Balsam auf die europäische Seele. – Die Europäer machen das aber nicht nur für das Klima. Wie Mario Draghi in seinem Bericht (Draghi Report, Anm.) ganz richtig feststellt, geht es auch um die Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in Einklang zu bekommen ist doch ein ganz rationaler Weg. Und den geht man in Brüssel am geradlinigsten. Was in Amerika gerade Trump und Musk machen, bewirkt genau das Gegenteil. Die gehen nicht mit dem Skalpell ran, sondern mit dem Vorschlaghammer!
Komplettes Interview mit Daniel Nutz: "Klimakrise? Texas macht mir Hoffnung", Börsianer (Mai 2025).
Der gebürtige Amstettener ist Professor an der Columbia Business School in New York und zählt zu den bedeutendsten Klimaökonomen der Welt. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den ökonomischen Folgen der Klimakrise und den politischen Hebeln zur Emissionsreduktion. Er ist Autor mehrerer Bücher.